Sensorische Integration


Sensorische Integration

Sensorische Integration ist die Aufnahme von Sinneseindrücken, ihre Weiterleitung und ihre Ordnung und Deutung im Gehirn sowie eine angemessene Handlungsreaktion.

Ergotherapie-Raum

Sensorische Integration ist die Grundlage von Bewegung, Handlungsfähigkeit, Sprache, der Fähigkeit zum abstrakten Denken und Lernen sowie zur Fähigkeit, Körpersprache oder Handeln seiner Mitmenschen zu deuten, nachzuvollziehen und situationsangemessen zu reagieren.

Sensorische Integration beginnt bereits im Mutterleib. Unsere Sinne geben uns Informationen über den physikalischen Zustand unseres Körpers und über unsere Umwelt.

Körpersinne / Nahsinne = Basiswahrnehmung
– Tiefensensibilität / Propriozeption (= Stellungssinn: vermittelt Lage der einzelnen Glieder und ihre Stellung zueinander ebenso wie und wo sich meine Gelenke im Raum befinden; Eigenempfinden aller Bewegungen aus Muskeln und Gelenken; Kraftsinn: vermittelt das Ausmaß an Muskelkraft um Bewegung auszuführen)
– Taktil (über die Haut: erfühlen bzw. ertasten von Oberflächen und Formen mit zielgerichteter Aufmerksamkeit auf den Reiz sowie Empfindung von Kleidung u.s.w….)
– Vestibulär (Gleichgewichts- und Bewegungssinn: vermittelt Richtung und Geschwindigkeit einer Bewegung)

Fernsinne
Ohr – auditiv ( hören)
Zunge – gustatorisch (schmecken)
Nase – olfaktorisch (riechen)
Auge – visuell (sehen)

Das Gehirn muss unter ständig wechselnden Bedingungen sensorische Informationen aus den Nahsinnen und Fernsinnen auswählen, vergleichen und verknüpfen bzw. die Aufnahme verstärken oder verhindern und dadurch die Nervenzellen verknüpfen. So entsteht ein Lernprozeß.

Sensorische Integrationsstörung
Bei einer Störung der sensorischen Integration werden die Eindrücke im Gehirn nicht richtig verarbeitet.
Anzeichen für eine Sensorische Integrationsstörung können sein:

Im Säuglingsalter:

  • gestörter Schlafrhythmus
  • Saug- und Schluckprobleme
  • Unruhe und Schreien
  • auffallend geringe Aktivität
  • irritiertes Verhalten bei Berührung

Im Klein- / Schulkindalter:

  • verzögerte Sprachentwicklung
  • verzögerte motorische Entwicklung
  • Ungeschicklichkeit / Tolpatschigkeit (Dyspraxie)
  • mangelndes Körper- und Selbstbewusstsein
  • Überempfindlichkeit gegenüber ungewohnten Geräuschen
  • Anpassungsschwierigkeiten in neuen Situationen
  • Hyper- oder Hypoaktivität
  • Lernstörungen
  • Vermeidung, die Hände zu gebrauchen
  • unangemessene Körperhaltungen
  • Meiden von Situationen, in denen es zu Berührungen kommen kann (Disco, öffentl. Verkehrsmittel, Warteschlangen, etc.)
  • Höhenangst
  • häufiges Anrempeln von anderen Menschen oder z. B. Türrahmen

Eine Sensorische Integrationsstörung ist KEIN Anzeichen für mindere Intelligenz oder Begabung!

Die Sensorische Integrationstherapie
ist eine neurophysiologische Behandlung und wurde maßgeblich von der amerikanischen Psychologin und Ergotherapeutin A. Jean Ayres (1920-1989) entwickelt.

Indikation: Die Sensorische lntegrationstherapie wird hauptsächlich bei Kindem mit Entwicklungsverzögerungen, Verzögerung der Sprachentwicklung, Aufmerksamkeitsstörungen, Lernproblemen, Verhaltensstörungen und Hyperaktivität angewandt aber auch bei psychisch erkrankten Erwachsenen mit Körperwahrnehmungsstörungen (beispielsweise bei Schizophrenie). Außerdem werden Störungen von Grob- und Feinmotorik, psychosomatische Probleme und Behinderungen mit der Sensorischen Integrationstherapie behandelt.

Ablauf: Eine genaue Beobachtung der Sinnesaufnahme führt zu einem Befund der Hyper– und Hyposensibilitäten (Über- und Unterempfindlichkeiten) in der Basiswahrnehmung.

Durch den gezielten Einsatz von therapeutischen Mitteln in spielerischer Umgebung (meist ein Raum mit Klettermöglichkeiten, aufgehängten Spielgeräten, Matten, Trampolin, Rollbrett, Hängematten und teilweise unebenem Boden sowie Bereitstellung von Ton, Sand ….) werden die Basissinne: Gleichgewicht, Tast- und Tiefensensibilität angesprochen und eine Verknüpfung mit den anderen Sinnen als Basis für ein optimales Lernen gefördert.

Ziel: Das Hauptziel der Sensorischen Integrationstherapie ist es, den Patienten Hilfestellung zu geben, in den betroffenen Bereichen nachzureifen.
Durch die Therapeuten wird ihnen die Möglichkeit gegeben, eine Fülle an Sinnesreizen zu sammeln und sinnvoll zu verarbeiten. Die spielerische Gestaltung motiviert die Patienten und führt so zu Erfolgen und stärkt ihr Selbstbewusstsein.
Außerdem gehören zu den Zielen der Sensorischen Integrationstherapie das Schulen der Hand-Augen-Koordination, der räumlichen Körperwahrnehmung und Aufrichtung, der Planung von Handlungen und Bewegungskoordination sowie der Einbeziehung von Selbständigkeit, Sprache, Kommunikation und sozialer Kompetenz.